May 8, 2022
last change: Dec. 14, 2025
E R K L Ä R U N G über die Situation der TG in Budapest nach 1945
Nach dem Krieg habe ich in Budapest gelebt. Ich habe dort an der Wissenschaftlichen Akademie gearbeitet, die von den Russen geleitet wurde. Aus diesem Grunde musste ich innerhalb von ein paar Wochen die russische Sprache erlernen.
Bei einer Cousine habe ich theosophische Bücher gesehen und wollte sie mir voller Interesse ausleihen. Ich wollte auch gern an theosophischen Treffen teilnehmen. Meine Cousine hat mir jedoch nicht erlaubt, die Bücher auszuleihen und mir auch ausgeredet, zu theosophischen Treffen zu gehen.
Sie erklärte mir zu meiner Überraschung, dass die Theosophische Gesellschaft verboten sei und die Treffen heimlich stattfinden würden. Sie war um meine Sicherheit besorgt und sagte mir: „Je weniger du weißt, umso besser.“ Es seien bereits einige Theosophen verhaftet worden.
Später hat mir meine Cousine von einem Gerichtsprozess gegen diese Theosophen berichtet. Der Richter habe die Angeklagten ganz interessiert gefragt, was Theosophie eigentlich sei. Daraufhin hat man es ihm erklärt und auch einige Bücher gezeigt. Daraufhin hat der Richter erklärt, dass ihn das interessiere und ihm auch die Bücher gefallen haben, er sage das aber privat und nicht öffentlich. Offiziell muss er aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen die vorgesehenen Haftstrafen aussprechen, auch wenn er es nicht gerne tue. Er habe aber keine andere Wahl.
Das alles muss sich ca. 1950/52 ereignet haben. Einige der verurteilten Theosophen habe ich aus meinem Umfeld heraus persönlich gekannt. An Namen sind mir noch eine „Lilly“ und eine „Gerda“ in Erinnerung geblieben.
Ende 1957 bin ich dann nach Deutschland übergesiedelt. Ich bin dort in die Theosophische Gesellschaft eingetreten.
München, den 11. März 2001, Frau Etelka Laban, Arcisstr. 43, 80799 München.
Aufgezeichnet von Herrn Frank Reitemeyer, Berlin.
